Mit der "Solarpflicht" ist gemeint, dass es ein Gesetz gibt, das Bauherrn dazu zwingt, eine Solaranlage auf seinem Gebäude zu installieren. Diese Gesetze können Photovoltaik-Anlagen oder Solarthermie beinhalten und gelten für neue und alte Gebäude oder Sanierungen, je nachdem was im Gesetz festgelegt wurde. Müssen Sie für Ihr Bauvorhaben diese Pflicht beachten? Darum geht es auf dieser Seite.
Das der Solarpflicht ist es, mehr erneuerbare Energie zu nutzen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es diese Pflicht noch nicht in allen Bundesländern. Viele sehen diese Pflicht zum solaren Bauen als einen großen Schritt hin zu einer klimaneutralen Zukunft im Jahr 2045. Aber es gibt auch Kritik. Einige machen sich Sorgen, wie die Solaranlagen finanziert werden sollen, besonders wenn sie auf Mietshäusern installiert werden müssen. Es ist auch noch nicht in allen Bundesländern klar, ob und wie alte Gebäude in die Solarpflicht einbezogen werden sollen.
Es gibt jedoch viele verschiedene wirtschaftliche Gegebenheiten, welche diese Verpflichtung zur Errichtung einer PV-Anlage etwas erleichtern:
- Die Kosten für Solarmodule fallen ständig.
- Es gibt Förderungen für PV-Anlagen und Stromspeicher, die es kosteneffizienter machen, eine Photovoltaikanlage zu installieren.
- Man kann Solaranlagen auch mieten, um die anfänglichen Kosten zu senken.
Trotz der generell steigenden Nachfrage nach Solaranlagen ist die Solarpflicht für die aktuelle deutsche Bundesregierung noch ein wichtiges Thema. In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, die Grünen und die FDP beschlossen, dass alle geeigneten Dachflächen für Solaranlagen genutzt werden sollen. Bei neuen Geschäftsgebäuden soll dies Pflicht sein, bei neuen Wohngebäuden soll es die Regel sein. Klimaschutzminister Robert Habeck hat auch gesagt, dass mehr getan werden muss, um erneuerbare Energien zu fördern. Dazu gehörten:
- Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Solaranlagen, was umgesetzt wurde.
- Eine Erhöhung der Vergütung für ins Netz eingespeisten Solarstrom.
- Die Abschaffung der Begrenzung, wie viel Solarstrom ins öffentliche Netz eingespeist werden darf.
1. Wie teuer ist die Solarpflicht beim Bau?
Die Antwort ist natürlich abhängig von:
- dem Objekt (Einfamilienhaus, Wohnhaus, Parkplatz, Gewerbegebäude usw.)
- Bauvorhaben: Neubau, Sanierung
- ob hierzu überhaupt ein Pflicht vorhanden ist
- wie groß die entsprechend verpflichtende Solaranlage dann sein muss
Beispiel: Nehmen wir einfach mal an, dass es um den Neubau eines Einfamilienhaus in Berlin geht, für welches ein Solarpflicht besteht. Für eine Photovoltaikanlage mit Speicher kann man zwischen 10.000 und 20.000 € ansetzen. Einige Bauherrn, könnten es sich vielleicht nicht leisten, diese zusätzlichen Kosten zu tragen.
Die Rechnung kann wie erwähnt je nach Objekt und Pflicht komplett anders aussehen.
Sie sollten sich hier bei Ihrer zuständigen Baubehörde oder Ihrem Architekten erkundigen, was gefordert ist und anschließend eine Kalkulation vornehmen, um die zusätzlichen Kosten abzuschätzen.
Das gute ist, dass die Investition in Photovoltaik sich auszahlt. Aufgrund der eingesparten Energiekosten rechnet sich eine solche Anlage je nach Eigenverbrauch nach ca. 10 Jahren.
2. In welchen Bundesländern besteht eine Solarpflicht?
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Informationen darüber zusammen, wo eine Pflicht zur Errichtung von Photovoltaikanalgen besteht und für welche Bauten und in welchem Umfang eine Pflicht besteht. Über die Links gelangen Sie zu den relevanten Gesetzen und Verordnungen.
Bundesland | Solarpflicht seit | Stichwortartige Erklärung zu den Bedingungen | Link |
---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 1.1.2023 | 60% Photovoltaik bei Dachsanierung, Solarpflicht für Wohn- und Nicht-Wohngebäude und Parkplätze | |
Berlin | 1.1.2023 | 30% der Dachfläche bei Neubauten und Dachsanierungen | Gesetz & Leitfaden |
Hamburg | 1.1.2023 | Solarpflicht bei Neubauten, ab 2025 auch bei Dachsanierung | FAQ |
Bayern | 1.3.2023 | Solardachpflicht für neue Gewerbe- und Industriegebäude, ab 01.06.2023 für neue Nicht-Wohngebäude, ab 2025 auch bei Dachsanierung v. Bestandgebäuden | Gesetzestext |
Bremen | Mai 2023 | 50% Photovoltaik bei Neubauten (01.06.2025) und Dachsanierung (01.06.2024) | Gesetzesentwurf |
Hessen | 16.11.2022 | Pflicht auf neuen Parkplätzen und landeseigenen Gebäuden | Gesetzestext |
Mecklenburg-Vorpommern | - | keine Solarflicht | |
Niedersachsen | 1.1.2023 | Solarpflicht für Gewerbedächer | |
Nordrhein-Westfalen | 1.1.2023 | Solarpflicht für öffentliche Liegenschaften, ab 1.1.2024 für gewerbliche Neubauten gelten, ab 1.7.2024 zu sanierende Dächer öffentlicher Liegenschaften, 1.1.2025 für private Neubauten, 1.1.2026 Dachsanierungen privater und gewerblicher Gebäude | Landesbauordnung |
Brandenburg | In Planung | Pflicht für öffentliche Gebäude, Fabriken und Bürogebäude in Planung | |
Saarland | - | keine Solarflicht | |
Sachsen | - | keine Solarflicht | |
Sachsen-Anhalt | - | keine Solarflicht | |
Schleswig-Holstein | 1.1.2022 | Pflicht für Parkplätze und Nicht-Wohngebäude | EWKG |
Rheinland-Pfalz | 1.1.2023 | Gewerbe-Neubauten, Nutzfläche über 100m², überdachte Parkplatzflächen mit über 50 Plätzen |
Gesetz |
Thüringen | In Planung | Mehr Dachflächen für Photovoltaik oder Solarthermie | BUND Thüringen |
Stand 01.06.2023 (ohne Gewähr)
2.1. Gibt es eine bundesweite Solarpflicht?
Aktuell gibt es noch kein Gesetz, das alle in Deutschland dazu verpflichtet, Solaranlagen zu installieren. Es gibt aber seit 2021 Pläne für ein solches Gesetz. Mit einer solchen Pflicht möchte die Regierung erreichen, dass wir mehr erneuerbare Energie nutzen und so besser für den Klimaschutz sorgen und die Energiewende unterstützen. Bisher hat die Regierung aber noch nichts Genaueres dazu beschlossen. Im Juli 2021 hatte der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier erstmals vorgeschlagen, dass auf allen öffentlichen und privaten Gebäuden in Deutschland Solaranlagen installiert werden sollten. Die Grünen haben dann im August einen Gesetzentwurf vorgestellt, um den Ausbau von Solaranlagen zur Stromerzeugung auf Gebäuden zu beschleunigen.
Die Grünen denken aber auch, dass es Ausnahmen geben sollte. Zum Beispiel, wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht oder das Dach begrünt ist und daher keine Solarpanels darauf passen würden. Eine andere Ausnahme könnte sein, wenn die Installation von Solaranlagen zu teuer wäre. Und wenn auf den Außenanlagen eines Gebäudes schon Solaranlagen oder eine Solarthermie-Anlage zur Stromerzeugung existiert, sollten die Eigentümer nicht dazu verpflichtet werden, noch mehr Solaranlagen zu installieren.
Die neue Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass alle geeigneten Dachflächen in der Zukunft für Solarenergie genutzt werden sollten. Bei neuen Geschäftsgebäuden soll das sogar Pflicht werden, und bei neuen Privatgebäuden soll es die Norm werden. Die Bundesregierung will auch Steuern und Bürokratie abbauen, die bisher den Betrieb von Solaranlagen, zum Beispiel auf Privathäusern, erschweren. Und ja, teilweise sind mit dem EEG 2023 ja Schritte in diese Richtung erfolgt, was Sie hier nachlesen können.
3. Welches Potential steckt in der Solarpflicht?
Deutschland muss mehr Solar- und Windenergie nutzen, wenn es seine Klimaziele erreichen will. Besonders bei Solaranlagen auf Gebäuden gibt es noch viel Raum für Verbesserung.
- Ende 2020 gab es in Deutschland 1,3 Millionen Solaranlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern. EUPD Research hat herausgefunden, dass es in Deutschland 11,7 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser gibt, auf denen man Solaranlagen installieren könnte. Das bedeutet, dass 89% dieses Potentials noch nicht genutzt wird.
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Die Studie zeigt auch, dass sich 150.000 Haushalte im Jahr 2020 entschieden haben, Solarenergie zu nutzen. Der Strompreis für private Haushalte war zu dieser Zeit durchschnittlich 31,89 Eurocent pro Kilowattstunde. Mit einer Solaranlage waren es aber nur unter zehn Eurocent pro Kilowattstunde.
- Um die Klimaziele zu erreichen, will die Ampel-Koalition bis 2030 ganze 200 Gigawatt (GW) Solarenergie installieren. Dafür müssten jedes Jahr etwa 15 GW hinzugebaut werden. 2021 waren es nur 5,2 GW und bis September 2022 waren es etwa 5 GW.
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Besonders im Süden Deutschlands sind schon viele Solaranlagen installiert, aber im Osten gibt es noch viel Raum für mehr. Der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt hat mit nur 3,4% die geringste Anzahl an installierten Solaranlagen.
Es bleibt also abzuwarten, welche Auswirkungen die Solarpflicht mit sich bringen wird und inwieweit Förderungen den zusätzlichen Kosten für den Hausbau und die Sanierung "den Schrecken nehmen". Alles in allem ist es ja eine sinnvolle Angelegenheit, wenn die Energie der Sonne noch stärker genutzt wird. Ob Pflichten der richtige Weg sind, oder ob Anreize für die Bürger die bessere Wahl wäre steht auf einem anderen Blatt.